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Wie Hospitanzen die Medienausbildung bereichern

Stellt euch vor: Der Volontär arbeitet zwei Wochen bei der ZDF heute show. Nach der Rückkehr schätzt er die Freiheiten und Möglichkeiten in der Ausbildung noch mehr. Er sieht: Anderswo ist es nicht automatisch besser, nur anders.

Stell dir vor: Der Volontär arbeitet zwei Wochen bei der ZDF heute show. Nach der Rückkehr schätzt er die Freiheiten und Möglichkeiten in der Ausbildung noch mehr. Er sieht: Anderswo ist es nicht automatisch besser, nur anders.

Als Ausbilder:in sollst du deinen Volontär:innen alle relevanten Kompetenzen vermitteln – von klassischer Recherche über Social Media bis hin zu KI-Tools. Aber kannst du wirklich in allen Bereichen Expertenwissen bieten? Die gute Nachricht: Das musst du gar nicht alles alleine schaffen. Hospitanzen bei anderen Medienhäusern sind Schlüssel für eine umfassende, praxisnahe Ausbildung.

Bei M94.5, dem Münchner Sender der gemeinnützigen Mediaschool Bayern, kennen wir diese Herausforderung nur zu gut. Wir bilden jährlich rund 200 Studierende fort und haben auch eigene Volontariate. Unsere Volontär:innen entwickeln sich in ganz unterschiedliche Richtungen: Der eine spezialisiert sich auf klassische TV-Reportage, die andere wird zum Moderations-Talent - und unser jüngster Volontär soll zum KI-Fachmann werden.

Wir senden 24/7 auf DAB+ und im Webstream, beliefern münchen.tv täglich mit einer Stunde Videoprogramm und sind auf zahlreichen Social Media Plattformen vertreten. Trotz dieser breiten Aufstellung können wir nicht jeden Spezialbereich abdecken. Unser Hospitanz-Programm, das seit gut zehn Jahren läuft, ist deshalb zu einem wichtigen Baustein unserer Ausbildung geworden.

Warum Hospitanzen deine Ausbildung revolutionieren

Stell dir vor: Dein Volontär arbeitet zwei Wochen bei der ZDF heute show, schnuppert in eine Podcast-Firma hinein oder lernt bei einem Digital-Unternehmen moderne Storytelling-Formate kennen. Was dabei herauskommt, ist mehr als nur fachliches Know-how – es ist ein Perspektivwechsel, der die gesamte Ausbildung bereichert.

Bei uns ermöglichen wir unseren Volontierenden während ihrer zweijährigen Ausbildung entweder zwei Mal zwei Wochen oder einmal vier Wochen am Stück in andere Unternehmen hineinzuschnuppern. Das Ergebnis? Unser Kollege Sebastian Bergsteiner brachte nach seiner heute show-Hospitanz nicht nur neue Comedy-Ansätze mit, sondern auch die Erkenntnis: "Das, was wir mit 1/1000 Budget machen, entspricht schon den Ansprüchen einer ZDF-Hauptprogramm-Sendung!"

Tipp 1: Spricht zuerst mit deinen Volontierenden

Setze dich mit deinen Volontär:innen zusammen. Was brennt ihnen unter den Nägeln? Wo sehen sie ihre Schwächen? Welche Bereiche faszinierst du, die du nicht abdecken kannst? Erst wenn du diese Interessen kennst, kannst du gezielt nach passenden Hospitanz-Plätzen suchen.

Tipp 2: Definiere klare Hospitanz-Ziele

Legt gemeinsam fest, welche Kompetenzen wo erlernt werden sollen. Will jemand Social Media vertiefen? Ab zur digitalen Agentur. Klassische Reportage? Zur Tageszeitung. KI-Tools? Ins Tech-Startup. So wird die Hospitanz gezielt statt zufällig – und du kannst den Erfolg später klar benennen.

Tipp 3: Bereite deine:v Volontär:in vor

Eine Hospitanz ohne Vorbereitung ist verschenkte Zeit für alle. Briefe deine Leute: Was wollen sie konkret lernen? Welche Fragen haben sie? Welche Projekte laufen gerade im Zielunternehmen? Je besser vorbereitet, desto mehr bringen sie mit zurück – und desto professioneller wirkst du als Ausbildungspartner.

Gruppe junger Menschen in einem modernen Gebäude, lachend und im Gespräch, mit Laptops und Tablets in der Hand.

Tipp 4: Denke in Partnerschaften, nicht in Gefälligkeiten

Echte Kooperation funktioniert nur, wenn beide Seiten profitieren. Lade Hospitant:innen anderer Häuser zu dir ein. Biete Workshops zu deine Stärken an. Teile Equipment und Know-how. So entstehen langfristige Partnerschaften statt einmaliger Gefälligkeiten.

Der doppelte Wertschätzungs-Effekt

Das Schönste an Hospitanzen? Deine Volontär:innen schätzen nach der Rückkehr die Freiheiten und Möglichkeiten bei dir noch mehr. Sie sehen: Anderswo ist es nicht automatisch besser, nur anders. Gleichzeitig bringen sie frische Impulse mit, die deine gesamte Redaktion bereichern. Die Angst, dass gut ausgebildete Volontär:innen abgeworben werden? Unbegründet – sie kommen meist mit noch mehr Motivation zurück.

Fazit: Fang klein an

Ja, Hospitanzen kosten Zeit, Geld und Arbeitskraft. Aber du musst nicht gleich mit vierwöchigen Auslandsaufenthalten starten. Beginne regional: Ein Tag Schnuppern bei der Lokalzeitung, ein Workshop beim Nachbarsender, ein Besuch bei der städtischen Pressestelle. Sprich mit deinen Volontierenden über deren Wünsche, dann mit der Geschäftsführung über machbare erste Schritte. Kleine Hospitanzen sind besser als gar keine – und oft der Beginn großartiger Kooperationen.

Ein Artikel von

Klaus Kranewitter

Programmleiter, M94.5, Mediaschool Bayern

Klaus Kranewitter leitet Programm und Ausbildung von M94.5 – ein Angebot der Mediaschool Bayern und produziert TV-Formate für SWR, funk und ProSieben. Als Dozent etwa an der LMU München beschäftigt er sich besonders mit Mobile Reporting und KI-gestützter Videoproduktion.

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