Was brauchen Medienausbilder:innen heute, um die Medienprofis von morgen zu befähigen? Die Future Skills Förderung hat zahlreiche innovative Projekte in Bayern ermöglicht – von immersivem Storytelling über XR-Workshops bis hin zu Berufsorientierung im ländlichen Raum. Aus den Sachberichten und Abschlussreflexionen lassen sich sieben zentrale Learnings ableiten:
1. Zukunft ist (auch) Haltungssache
Formate wie Futures Journalism zeigen: Medienkompetenz der Zukunft ist mehr als Technikverständnis. Werte und Haltungen – etwa zu KI, Klima oder Bildung – sind zentrale Bausteine für eine zukunftsfähige Ausbildung. Die Integration solcher Themen in Curricula wurde von Teilnehmenden besonders positiv bewertet.
Das Projekt Futures Journalism verband Journalismus mit Zukunftsforschung – und traf einen Nerv:
„Werte- und Haltungsthemen fanden besonders großen Anklang – ein oft vernachlässigter Aspekt im Redaktionsalltag.“
Teilnehmende reflektierten nicht nur Formate, sondern auch eigene Grundhaltungen – ein Ansatz mit viel Potenzial für die Medienausbildung.
2. Storytelling neu denken – mit XR & VR
Die Masterclass Future Narration oder XR Bavaria Workshops zu Avatardesign und Motion Capture machten deutlich: Immersive Technologien erfordern neue Erzählstrukturen. Medienausbilder:innen müssen sich mit räumlicher Dramaturgie und realistischen 3D-Charakteren vertraut machen – und das didaktisch vermitteln können.
Wie erzählen wir in Zukunft Geschichten? Die Masterclass Future Narration gab einen Einblick in immersive Erzählformate:
„Jetzt gilt es, zukünftige Erzählformen und auch Märkte zu entwickeln – die Masterclass kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten.“
Auch die XR Bavaria Workshops boten praxisnahe Einblicke in Avatardesign und Motion Capture – und sensibilisierten für technologische wie gestalterische Fragen:
„Besonders wertvoll war die Möglichkeit, die Technologie selbst auszuprobieren und ein Verständnis für Stärken und Schwächen der Methoden zu entwickeln.“
3. Hands-on schlägt Theorie
Ob beim Unreal Engine Kurs von Active Fungus Studios oder in der Filmwerkstatt: Der direkte Praxisbezug war entscheidend für nachhaltigen Lernerfolg. Viele Teilnehmende bestätigten, dass der Hands-on-Ansatz ihnen Sicherheit im Umgang mit komplexen Tools gab.
Formate mit starkem Praxisbezug erwiesen sich als besonders effektiv. Beim Game Dev Racetrack etwa wurde von Beginn an ein eigenes Spiel mit Unreal Engine umgesetzt:
„Der direkte Einstieg ins Doing ermöglichte ein motivierendes Lernerlebnis – weit über das hinaus, was Video-Tutorials bieten können.“
Auch bei der Berufsorientierung zeigte sich:
„Tatsächlich erkundigten sich mehrere Teilnehmer:innen nach dem Workshop nach Praktikumsmöglichkeiten bei einem Lokalsender und einem Werbestudio.“
4. Zugang schafft Wirkung – besonders im ländlichen Raum
Formate wie Irgendwas mit Medien beweisen: Der Medienberufswunsch ist da, das Wissen darüber fehlt. Gerade im ländlichen Raum sind zielgruppengerechte Angebote zur Berufsorientierung entscheidend – nicht nur zur Nachwuchsgewinnung, sondern auch zur Förderung von Medienvielfalt.
Gerade außerhalb der Ballungszentren fehlt es oft an Einblicken in Medienberufe:
„72 % der Schüler:innen wussten nicht, was eine Branche ist – Berufe aus Journalismus oder Design wurden nicht den Medien zugeordnet.“
Diese Workshops setzen hier gezielt an – und zeigen, wie groß das ungenutzte Potenzial ist:
„Ca. 315.000 junge Menschen im ländlichen Bayern könnten mit gezielter Ansprache für Medienberufe begeistert werden.“
 
          5. Zielgruppen klarer definieren
Ein wiederkehrendes Thema: die Heterogenität der Teilnehmenden. Ob Journalist:in oder Designer:in, Studierende oder Ausbilder:in – viele Formate mussten zwischen Anspruch und Zielgruppenbreite balancieren. Klare Fokussierung (oder bewusste Öffnung) schafft mehr Wirkung und bessere Anschlussfähigkeit.
Einige Formate hatten mit sehr heterogenen Gruppen zu tun – was den Fokus erschwerte:
„Sehr heterogenes Verständnis von Journalismus unter den Teilnehmenden – hier wäre eine klarere Zielgruppenauswahl hilfreich.“
Künftig könnte eine gezieltere Ansprache – z. B. spezifisch für Ausbilder:innen oder für Quereinsteigende – Wirkung und Anschlussfähigkeit verbessern.
6. Preismodelle: Zwischen Idealismus und Realität
Einige Initiativen – etwa das geförderte Projekt von Juc im FLINTA*-Kontext (Das Akronym FLINTA* steht für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen. Das Sternchen (Asterisk) am Ende soll zusätzlich weitere Variationen der Geschlechtervielfalt einbeziehen) – wollten solidarische Preisgestaltung erproben. Die Realität zeigte: Ohne Förderung ist das schwer tragbar. Zukunftsfähige Weiterbildungsformate müssen zwischen finanzieller Fairness und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit vermitteln.
Die Idee eines solidarischen Preismodells in der Workshopreihe war gut gemeint, aber wirtschaftlich schwierig:
„Das Solimodell geht nicht auf. Die meisten Teilnehmenden zahlen weniger als den angestrebten Durchschnittsbeitrag – ich habe insgesamt zu wenige Teilnehmende auf zu viele Termine.“
Ein ehrlicher Einblick in die Herausforderung, niederschwellige Bildungsangebote nachhaltig zu finanzieren. Die Lösung in diesem Fall: Anzahl der Workshops reduzieren, Vor- und Nacharbeit reduzieren und deshalb auch vorerst nur noch Online-Workshops anbieten, um deutschlandweit mehr Teilnehmer:innen zu erreichen.
7. Vernetzung ist der halbe Erfolg
Fast alle Projekte berichten von dem Mehrwert informeller Austausche, Peer-Feedback und Community-Building. Ob im XR-Workshop, der Mentoring-Phase der Masterclass oder via Discord im Game-Dev-Kurs – Vernetzung wurde nicht als Bonus, sondern als essenzieller Erfolgsfaktor empfunden.
Fast alle Projekte betonen, wie wichtig Austauschformate waren – ob in Mentoring-Phasen, über Discord oder durch hybride Workshopstrukturen:
„Die Teilnehmenden haben sich untereinander vernetzt und neue Kontakte in der XR-Community geknüpft – das war großartig zu sehen.“
„Durch die verschiedenen Expertisen waren die Workshops mit sehr lebendigen Diskussionen und Debatten angefüllt.“
Vernetzung wirkt dabei nicht nur motivierend, sondern stärkt auch die Community der Medienausbilder:innen langfristig.
Fazit
Die Future Skills Förderung hat nicht nur innovative Formate ermöglicht, sondern wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Medienausbildung in Bayern gesetzt. Die Zukunft ist digital, kollaborativ – und braucht Ausbilder:innen, die beides aktiv gestalten.
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