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Das war der Round Table

Nach einem spannenden Einführungsvortrag von Silke Nietz (Leiterin Programm Kiehl Ausbildung bei NWB Verlag GmbH & Co. KG und Co-Moderatorin der wirAUSBILDER Community) und einem damit verbundenen Einblick in die Perspektive sowohl der Ausbilder, als auch der Auszubildenden erörterte die Runde, welche Lösungsansätze für die aktuellen Herausforderungen in der Ausbildung gefunden und gemeinsam gegen die sogenannte “Flucht der Auszubildenden” vorgegangen werden kann.

Im Mittelpunkt stand:

  • Was sind die aktuellen Herausforderungen in der Ausbildung?
  • Was treibt die Auszubildenden derzeit um?
  • Wie kann mit dem Anstieg an Bewerbungs- und Ausbildungsabbrüchen umgegangen werden?
  • Welche Lösungsansätze gibt es für die aktuellen Herausforderungen in der Ausbildung?
Ergebnisse

Das sind die wichtigsten Ergebnisse

Was sind die aktuellen Herausforderungen in der Ausbildung?

Zunächst berichtet Silke Nietz von den Themenschwerpunkten Bewerbungs- und Ausbildungsabbrüche, die gegenwärtig und zukünftig die Herausforderungen der Ausbildung darstellen und mit denen sich die Ausbilder schwerpunktmäßig beschäftigen. Neu sind die Herausforderungen der Bewerbungsabbrüche und Ausbildungsabbrüche nicht,sie treiben den deutschen Arbeitsmarkt aber zunehmend um. Es müssen Lösungen gefunden werden, auch in Anbetracht, dass Deutschland im nächsten Jahrzehnt 350.000 - 500.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter verlieren wird.

Unternehmen müssen sich auf dieses Szenario vorbereiten und hierbei stehen die jungen Talente der Generation Z mit ihren Anforderungen an die Arbeitswelt in besonderem Fokus. Sie äußert den Wunsch nach Spaß, Sicherheit, Selbsterfüllung und Sinn bei der Arbeit und stellt Erwartungen an eine ehrliche Kommunikation und Offenheit für neue Ideen von ihrem Arbeitgeber. Soziale Werte wie Toleranz, Empathie, Fairness und Solidarität stehen im Fokus. Unternehmen und deren Ausbilder müssen verstehen, wie diese Generation tickt, um auch den Herausforderungen des “Clash of Generations” zu begegnen.

Weitere Gründe für Ausbildungsabbrüche

Auszubildende brechen ihre Ausbildungen oft ab, da sie von den tatsächlichen Inhalten enttäuscht sind oder sich das Unternehmen ganz anders vorgestellt haben. Hier kommt vor allem dem Führungskräfteverhalten, das oft als extrem autoritär und ohne Empathiefähigkeit für die Bedürfnisse der Azubis beschrieben wird, eine zentrale Rolle zu.

Führungskräfte müssen in ihrer Rolle den Arbeitgeber attraktiver machen, indem sie Auszubildenden durch Wertschätzung Bedeutung zeigen. Dies kann durch Benefits wie einer Onboarding-Woche, einem Azubi-Tausch, Leistungsprämien oder dem Deutschlandticket als Pendlerzuschuss realisiert werden.

Wie kann die Generation Z motiviert werden?

Die Unternehmen müssen sich die Frage stellen, was die Gen Z vom Berufsleben erwartet. Es müssen Freiräume für Ideen geschaffen und der täglichen Arbeit einen Sinn gegeben werden, der auch offen kommuniziert wird. Die Gen Z will ernst genommen und im Arbeitsprozess integriert werden, bei dem sie auch Verantwortung übernehmen.

Ausbilder müssen ihren Azubis kontinuierliches Feedback geben, da ihnen in ihren im Alltag ständig Rückmeldung gegeben wird. Wichtig für die Motivation der Gen Z ist zudem, dass die verschiedenen Generationen innerhalb eines Unternehmens miteinander arbeiten, voneinander lernen und Verständnis füreinander aufbringen und nicht in gegenseitigem Wettbewerb miteinander treten. Die Gen Z kennt ihren Wert und fordert ihren Preis dafür.

Wie können in dieser Phase Abbrüche vermieden werden?

Führungskräfte sollen für die Gen Z nicht nur Ansprechpersonen für ihre Bedürfnisse sein, sondern ein direkter Kontakt wird eingefordert.“Gesehen werden” und Sinn in der Arbeit, der kommuniziert wird, bindet die Azubis, die Teil der Lösung sein wollen und nicht nur neben der Arbeit herlaufen. Ein bereits erprobter Vorschlag eines Workshops mit dem Titel “Generationenübergreifendes Arbeiten”, legte erfolgreich dar, wie Erfahrung und Wissen der jeweils anderen Generation die Arbeit im Alltag bereichert.

Aus Sicht der Unternehmen ist es zudem wichtig, die richtigen Bewerber:innen zu finden. Es gilt zu prüfen, ob (nur) die Schulnoten im Bewerbungsprozess eine Rolle spielen oder ob im Auswahlverfahren auch auf die persönlichen Fähigkeiten und das Match zum Unternehmen Acht gegeben wird. Weiterhin helfen Preboarding-Maßnahmen wie Einladungen zu Firmen-Events oder Azubi-Treffen die Entscheidung für die Ausbildung zu bestärken.

Lösungsansätze für eine nachhaltige Bindung

Generationenübergreifend lassen sich deutliche Veränderungen bei Schüler:innen aller Schularten feststellen. Sie sind zwar ehrgeizig und lernen gerne, jedoch lassen sich anhaltende Konzentrationsschwierigkeiten und eine deutliche Abnahme der Ausdrucks- und Rechtschreibfähigkeit erkennen. Zudem ist ein deutlich erhöhter Anstieg von Schüler:innen mit psychischen Problemen auffallend. Dies bringt verstärkt die Frage auf, wie die Generation Z mit ihren Einstellungen und Überzeugungen in die jetzige Arbeitswelt passt, da die Bedürfnisse und Erwartungen der Jugendlichen mit den Anforderungen dieser (oft konservativen) Arbeitswelt kollidieren.

Wertschätzung kristallisiert sich als ein wichtiger Indikator heraus, wie sich die Gen Z in der Arbeitswelt langfristig binden lässt. Um der Abnahme von Aufmerksamkeitsspannen entgegenzutreten, brauchen die Ausbildenden und Unternehmen völlig neue digitale Kompetenzen und Workhacks. Azubis wünschen sich in einer schnelllebigen (Berufs-)Welt eine gute und zielführende Berufsorientierung, da der unübersichtliche Jungle an zukünftigen Möglichkeiten eine große Herausforderung für die Jugendlichen darstellt.

Anwerben von Auszubildenden aus dem Ausland

Es gibt viele Talente in Generation Z aus anderen Ländern, die in den deutschen Arbeitsmarkt integriert werden könnten. Sie wollen immer ein konkretes Ziel und wollen genau wissen, was sie von den Branchen und vor allem Berufen erwarten können.

Probleme hierbei: Azubis und Studierende brechen ab, weil ihre Erwartungen nicht erfüllt werden, aber trotzdem viel Geld verdienen wollen. Der deutsche Arbeitsmarkt ist für junge Fachkräfte aus dem Ausland interessant, da die Qualität der Ausbildung in Deutschland besser ist, jedoch ist die größte Hürde für die Fachkräfte das Erlernen der deutschen Sprache. Azubis brechen deshalb auch oft die Ausbildung ab, da sie auftretende Unzufriedenheiten aufgrund der Sprachbarriere nicht zufriedenstellend kommunizieren können. Hier fehlt oft eine entsprechende Bindung zwischen Arbeitgebern und Azubis. Die angeworbenen Fachkräfte wollen, dass ihre Erwartungen an den deutschen Arbeitsmarkt erfüllt werden und sie nicht nur in den Branchen Gastronomie und Pflege Fuß fassen können. Es müssen also Anreize geschaffen werden, um ausländische Fachkräfte zielorientiert in den deutschen Arbeitsmarkt integrieren zu können, unabhängig von den Branchen.

Was gibt es für Lösungsansätze?

Schüler:innen wollen aufgrund der Schnelllebigkeit der Berufswelt klare und strukturierte Angebote für eine zielführende Berufsorientierung. Schulen müssen für eine deutlich bessere Aufklärung der den Schüler:innen zukünftig zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sorgen. Nicht nur ein potentielles Studium, sondern vor allem auch für Ausbildungen oder den Übergang an die FOS/BOS soll geworben werden.

Ebenso führt eine genau abgebildete Darstellung der Möglichkeiten und zukünftigen Potentiale bei Studierenden für eine abnehmende Abbrecherquote. Die intrinsische Motivation, sich mit Ausbildungen und Berufen auseinanderzusetzen, muss bei den Schüler:innen so früh wie möglich gefördert werden und die Förderung individueller Kompetenzen und eine Spezialisierung derer aktiv an Schulen angeboten werden. Unterstützt werden können diese Maßnahmen durch Ausbildungsbotschafter, die die Arbeitspraxis der Unternehmen an Schulen präsentieren.

Fazit

Ausbildungsabbrüche stellen keine Neuigkeit in der Berufswelt dar, rücken aber, auch aufgrund des zunehmenden Fachkräftemangels, zunehmend in den Fokus der Aufmerksamkeit. Neben den zwingenden Maßnahmen einer zielführenden Berufsorientierung, dem Aufzeigen aller Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung wird zunehmend eine sinnvolle und altersgerechte Art des Recruitings notwendig.

Die Umsetzungen sollen niederschwellig und ohne großen Aufwand für die Unternehmen unter der Beachtung der Wertschätzung für die Generation Z und deren Bedürfnisse umgesetzt werden. Die Wertschätzung der jungen Menschen und die ernsthafte Auseinandersetzung mit deren Bedürfnissen stehen im Vordergrund. Als exemplarisches hands-on Beispiel dient das Einarbeiten von Praktikant:innen durch die eigenen Auszubildenden. Es stellt sich als eine sinnvolle und altersgerechte Art des Recruitings dar, da die Umsetzung ohne großen Aufwand möglich und die Wertschätzung der jungen Menschen garantiert ist.

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