Co-Founder – shape of new
Zukunftsfähige Medienausbildung: Die Bedeutung des Denkens in Zukünften
In dieser komplexen Welt sehnen sich die Menschen nach Sinn und Hoffnung, Selbstwirksamkeit und danach Möglichkeiten aufzeigen, anstatt nur Probleme zu präsentieren. Erfahre im Blog, wie du sie dabei unterstützen kannst.
28.11.2023
Warum ist das Denken in Zukünften in der heutigen Zeit so wichtig?
Inmitten der zahlreichen Krisen, mit denen unsere Welt konfrontiert ist – von klimatischen Herausforderungen bis hin zu politischer Instabilität – spüren wir eine beispiellose Verschiebung im Medienkonsum. Immer mehr Menschen wenden sich von den traditionellen Nachrichten ab, ein Phänomen, das als "News Avoidance" bezeichnet wird. Dies liegt nicht nur an der Informationsüberflutung, sondern auch am Gefühl der Überwältigung und Machtlosigkeit gegenüber den scheinbar unaufhörlichen Krisenmeldungen.
In dieser komplexen VUCA-Welt – charakterisiert durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität – sehnen sich die Menschen nach Sinn und Hoffnung, nach Geschichten, die Selbstwirksamkeit und Möglichkeiten aufzeigen, anstatt nur Probleme zu präsentieren. Für Medienprofis bedeutet dies, dass sie nicht nur informieren, sondern auch inspirieren, orientieren und handlungsfähig machen müssen.
Das Denken in Zukünften ermöglicht es Medienauszubildenden, diese veränderte Landschaft zu navigieren und den Konsumenten das zu bieten, wonach sie suchen: eine integrative Sicht auf die Welt, die sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen für Veränderungen und positive Entwicklungen berücksichtigt.
Vorteile des Denkens in Zukünften für Medienauszubildende
Das Zukunftsdenken bietet den Lernenden eine tiefere Ebene der Reflexion und Auseinandersetzung. Sie erwerben Fähigkeiten im Umgang mit Komplexität und lernen, News mit einem Gefühl von Hoffnung und Optimismus zu betrachten. Dadurch können sie neue, transformative Narrative formen, die über den aktuellen Nachrichtenzyklus hinausgehen. Dies rüstet sie nicht nur mit den Werkzeugen für ihren Beruf aus, sondern auch mit der mentalen Stärke und Resilienz, um in einer sich rasant verändernden Welt einen positiven Unterschied zu machen.
5 konkrete Tipps für das Denken in Zukünften in der Medienausbildung:
1. Polak Game
Etablieren Sie alle zwei Wochen das Polak Game in Ihrer Ausbildungsroutine. Dieses spielerische Tool nutzt den physischen Raum, um die Perspektiven der Auszubildenden auf die Zukunft zu visualisieren. Fordern Sie die Teilnehmenden auf, sich entlang zweier Achsen im Raum zu positionieren: Die erste Achse verläuft von "Ich sehe positiv in die Zukunft" bis "Ich sehe negativ in die Zukunft", während die zweite Achse von "Ich habe Einfluss auf die Zukunft" bis "Ich habe keinen Einfluss auf die Zukunft" reicht.
Der entscheidende Vorteil dieses Ansatzes liegt nicht nur in der physischen Visualisierung von Einstellungen und Überzeugungen, sondern vor allem in den anschließenden Gruppendiskussionen. Hierbei wird hinterfragt, warum sich jemand an einem bestimmten Punkt positioniert hat. Dies fördert nicht nur das Verständnis für unterschiedliche Perspektiven, sondern macht auch eindrucksvoll klar, dass es stets mehrere mögliche Zukünfte gibt, auf die wir Einfluss nehmen können.
2. Horizon Scanning
Um in der dynamischen Welt der Medien nicht den Anschluss zu verlieren, ist es unerlässlich, stets wachsam und informiert zu sein. Dedizieren Sie daher konsequent 1-2 Stunden pro Woche für das sogenannte "Horizon Scanning". In dieser Zeit tauchen Sie in die Entdeckungen neuer Technologien, aufkeimender Trends und sich abzeichnender gesellschaftlicher Veränderungen ein.
Es geht nicht nur darum, passiv zu beobachten, sondern aktiv den Horizont zu scannen und präventiv auf Entwicklungen zu reagieren, bevor sie Mainstream werden. Ein integraler Bestandteil dieses Prozesses ist das Sammeln von "Weak Signals" - subtilen Hinweisen, die oft übersehen werden, aber häufig Vorboten größerer Veränderungen sind. Ein simples Beispiel hierfür könnte eine neuartige Nutzung von Social Media durch eine bestimmte Zielgruppe sein.
Indem Sie diese schwachen Signale frühzeitig erkennen und interpretieren, können Sie vorausschauend agieren und Ihren Auszubildenden einen entscheidenden Vorsprung verschaffen.
3. Future Wheel
Dieses vielseitige Tool ermöglicht es Ihnen, innerhalb einer 1-stündigen Session die weitreichenden Auswirkungen eines Trends oder einer Veränderung zu visualisieren. Starten Sie mit dem zentralen Trend oder Veränderungsfaktor in der Mitte und zeichnen Sie von dort aus eine "Mind Map" der primären, direkten Auswirkungen. In einem weiteren Schritt betrachten Sie die sekundären, indirekten Konsequenzen, die sich aus den primären ergeben.
Das Futures Wheel fördert so das systemische Denken und unterstreicht eindrücklich, wie vernetzt Trends und ihre Auswirkungen in unserer komplexen Welt sind. Darüber hinaus bietet es den Medienauszubildenden eine Plattform, sich intensiv über ihre Zukunftsbilder auszutauschen und entfesselt dabei ihr kreatives Potenzial – ein unschätzbarer Mehrwert in der dynamischen Medienlandschaft.
4. Backcasting
Dieser circa 4-stündige methodische Ansatz bietet eine innovative Herangehensweise, um sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Entwerfen Sie zunächst gemeinsam mit Ihren Medienauszubildenden ein wünschenswertes Zukunftsbild für das Jahr 2035.
Haben Sie diese Vision klar vor Augen, beginnen Sie, schrittweise rückwärts zu denken und zu planen: Welche Maßnahmen, Entscheidungen und Veränderungen müssen in den kommenden Jahren getroffen werden, um dieses Bild Wirklichkeit werden zu lassen? Dieser umgekehrte Ansatz fördert nicht nur proaktives Handeln, sondern auch tiefgehendes strategisches Denken. Es schult die Fähigkeit, zielorientiert und mit einer klaren Vision vor Augen durch eine immer komplexer werdende Medienwelt zu navigieren und dabei das Empfinden von Selbstwirksamkeit zu stärken.
5. Freiräume für Futures Thinking etablieren
Es ist essenziell, in der hektischen Medienlandschaft bewusst Zeitfenster zu schaffen, die dem kritischen und kreativen Denken über die Zukunft gewidmet sind. Etablieren Sie mindestens einmal im Monat solch einen Freiraum, um in das Thema einzutauchen. Nutzen Sie diese Zeit, um gemeinsam mit den Auszubildenden aktuelle Trends zu sammeln, tiefgehende Diskussionen zu führen oder Workshops zu gestalten. Selbst Meditationsübungen können helfen, den Geist zu öffnen und neue, vielleicht unkonventionelle Zukunftsszenarien zu visualisieren.
Eine hervorragende Methode, das Zukunftsdenken im Alltag der Auszubildenden zu verankern, sind regelmäßige Events wie "Coffees & Futures". Hierbei kann in entspannter Atmosphäre und bei einer Tasse Kaffee über mögliche Zukunftsszenarien sinniert und diskutiert werden. Das regelmäßige Einbetten solcher Formate in den Ausbildungsalltag fördert das Bewusstsein für zukünftige Möglichkeiten und Herausforderungen.
Fazit
In der dynamischen Landschaft der Medienbranche ist das Denken in Zukünften nicht nur wünschenswert, sondern essentiell. Die Auseinandersetzung mit möglichen Zukunftsszenarien fördert nicht nur die Fähigkeit, proaktiv und strategisch zu denken, sondern auch Resilienz und Hoffnung inmitten der Herausforderungen unserer Zeit.
Medienauszubildende, die diese Kompetenzen erwerben, sind besser gerüstet, um sowohl den Anforderungen ihrer Branche als auch den Erwartungen eines sich verändernden Publikums gerecht zu werden. Es ist Zeit, das Denken in Zukünften als einen zentralen Bestandteil der Medienausbildung anzuerkennen und zu fördern.