Werkstudentin, Start Into Media
Mit Humor mehr Motivation für deinen Ausbildungsalltag
Pandemie, Krieg, Energiekrise, Klimakatastrophe. Im Ausbildungsalltag hilft Humor, um die psychischen Auswirkungen dieser Krisen auf deine Azubis abzufedern.
03.04.2023
Humor gegen die Lethargie: So bringst du mit Humor mehr Motivation Ausbildungsalltag
In den Medien wird zunehmend von Multi-Krisen-Zeiten gesprochen: Pandemie, Krieg, Klimakatastrophe, und und und. Die aktuellen Bedrohungen wirken sich auch auf die psychische Verfassung der Menschen aus: Studierende sind zunehmend unmotiviert und "zukunftsverdrossen", ein großer Teil der Krankschreibungen ist auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Was kann da noch helfen?
Vielleicht rettet uns der Humor: In unserem Round Table am 23. Februar war Humor-Expertin Britta Piel zu Gast. Sie ist Leiterin des Center for International Cooperation an der Freien Universität Berlin, bietet Humor-Trainings an und hat eine Ausbildung als Clown. In ihrem Input hat sie uns erzählt, wie Humor positiv zu psychischer Gesundheit, sozialer Bindung und Stressabbau beiträgt und wie er am Arbeitsplatz und in der Ausbildung eingesetzt werden kann.
Warum ist Humor so wichtig?
Humor hält uns gesund - das bedeutet nicht, dass er alle Krankheiten heilen kann, jedoch kann er das stärken, was uns gesund hält. Lachen fördert die Funktionalität von Herz und Kreislauf und hilft uns außerdem, uns in einer guten psychischen Lage zu halten. Alle Situationen im Leben mit einer guten Portion Humor zu nehmen fördert die psychologische Resilienz, also die Fähigkeit, mit schwierigen Situationen umzugehen und diese leichter bewältigen zu können.
Nicht nur das, Humor kann auch als Puffer gegen Stress helfen. Wenn wir in einer Situation Stress erleben, wird dieser durch einen sogenannten “Stressor” ausgelöst, einem Reiz von außen, auf den wir mit Stress reagieren. Wer beispielsweise morgens im Berufsverkehr auf der Autobahn steht, bewertet diesen Verkehrsstau möglicherweise als Stressor. Statt uns stressen zu lassen, können wir aber auch die Situation mit Humor nehmen und ihn zwischen die Situation und unsere Reaktion darauf stellen. Statt uns über einen Stau aufzuregen, den wir ohnehin nicht lösen können, hilft es vielleicht einfach mal drüber zu lachen (auch wenn wir uns vielleicht im ersten Moment nicht so richtig danach fühlen).
Grundsätzlich ist Humor etwas sehr Menschliches, das eine Atmosphäre von Vertrauen und Authentizität schafft und Menschen psychologische Sicherheit geben kann. Als geteilte Erfahrung trägt Humor außerdem zu einem stärkeren Gruppenzusammenhalt zusammen. Ein gemeinsam entwickelter Humor kann zu einem besseren Klima in einer Gruppe führen und das Verständnis untereinander fördern. Wer anderen mit Humor begegnet, kann persönlicher und authentischer auf seine Mitmenschen zugehen. Humor fördert die zwischenmenschliche Bindung und das Vertrauen. Besonders bei einem ersten Treffen kann ein kleines bisschen Humor, wie etwa eine lustige Begrüßung oder ein Witz über eine mögliche Gemeinsamkeit, helfen, das Eis sofort zu brechen.
Wie kannst du den richtigen Zugang zu Humor finden und für die Ausbildung umsetzen?
Die kleinen Dinge machen den großen Unterschied
Wer Humor mit in die Lehre nehmen möchte, muss nicht erst lernen, eine eigene Stand-Up Comedy Show aufzuziehen. Kleine humorvolle Details können schon viel dazu beitragen, die Grundstimmung aufzulockern und ein bisschen Witz mitzubringen. Wie wäre es zum Beispiel damit, eine E-Mail mal lockerer und humorvoller als sonst zu formulieren oder einen Wortwitz in die Signatur einzubauen?
Übers Spiel zum Humor
Um Humor möglich zu machen, muss erst die richtige Atmosphäre geschaffen werden. Besonders wenn in einem Meeting oder einer Seminarsitzung gerade mal einfach die Luft draußen ist, kann es helfen, mit spielerischen Elementen wie Ratespielen oder kleinen Wettbewerben die Stimmung aufzulockern. Solche Gamifications steigern die Aufmerksamkeit des Publikums und bringen die Zuhörer:innen zum Lachen. Britta Piel schlägt beispielsweise vor, statt Zahlen einfach zu nennen, könnte an der Stelle auch ein Ratespiel eingebaut werden.
Humor entsteht wo, psychologische Sicherheit ist
Psychologische Sicherheit und Humor hängen ganz eng miteinander zusammen. Wo psychologische Sicherheit besteht, kann Humor entstehen und andersrum. Wo die Studierenden sich angenommen und sicher fühlen, ist es leichter, den Weg zum Humor zu finden und wo humorvoll miteinander umgegangen wird, fühlen sie sich wohl und angenommen.
Hier hilft es, bei sich selbst anzufangen: zum Beispiel damit, auch die eigenen Fehler mit Humor zu nehmen und einzugestehen, selbst wenn es vor den Studierenden ist. Das zeigt, dass es okay ist, mal einen Fehler zu machen und führt dazu, dass die Arbeit möglicherweise weniger abschreckend wirkt. Humor verhindert außerdem, dass Studierende nach einem Fehler möglicherweise in eine Abwärtsspirale rutschen, die sie hemmt und zu noch mehr Fehlern führen könnte
Immer locker bleiben
Eine humorvolle Grundeinstellung kann dazu beitragen, lockerer zu bleiben und um den Witz in einer Situation zu finden, ist es wichtig, offen und entspannt zu sein - verkrampft lacht es sich schließlich nur schlecht. Mit Humor und Lockerheit Sicherheit in einem Seminar zu schaffen, trägt zu der Zufriedenheit der Studierenden bei.
Präsent sein
Wenn die Stimmung und die Motivation in einem Seminar sich am Tiefpunkt befinden, können Aktivierungsübungen helfen, die sowohl ein bisschen körperlich sind, als auch zum Lachen anregen. Warum nicht mal raus gehen, vielleicht kann so neue Inspiration/Motivation angeregt werden, wenn niemand sich so richtig aufraffen kann. Die mentale Präsenz, die dabei entsteht, ist außerdem auch umgekehrt eine ganz wichtige Grundlage für den Humor.
Perspektivwechsel gefällig?
Und wenn das mit dem Humor noch nicht so richtig klappen will, kann auch ein Perspektivwechsel helfen. Um den Humor in einer Situation zu finden, hilft es manchmal einfach, sie aus einem anderen Winkel zu betrachten.
Die Inkongruenztheorie beschreibt, dass genau die Sachen, die nicht mit unseren Erwartungen zusammenpassen, lustig sind! Es wird also genau dann lustig, wenn eine Situation den eigenen Erwartungen widerspricht.
Wie können wir eine Situation auf den Kopf stellen? Statt den Studierenden zu sagen, wie sie eine Aufgabe lösen sollen, hilft es beispielsweise vielleicht, ihnen ein Beispiel zu zeigen, wie es eben genau nicht geht. Das lockert die Situation mit Humor auf und hilft so einen größeren Lerneffekt zu erzielen.
Humor kann trainiert werden
“Humor kann man nicht lernen” - Humorvoll mit Situationen umzugehen aber auf jeden Fall schon. Humor-Trainings können eine Grundlage dafür schaffen, mehr Leichtigkeit mitzubringen und so den Zugang zum Humor besser zu finden. Dabei geht es nicht darum, zu lernen, wie ein guter Witz funktioniert, sondern eine humorvolle Grundeinstellung zu entwickeln.
Und noch ein Top-Tipp von Britta Piel: Wer üben will, die Welt durch eine lustigere Brille wahrzunehmen kann sich einfach jeden Abend drei Dinge aufschreiben, die an diesem Tag lustig waren; sei es ein komisches Gespräch in der S-Bahn, eine Panne im Büro oder ein richtig guter Witz von einer/m Studierenden.
Fazit
Selbst wer sich selbst aktuell noch nicht für sonderlich lustig hält, kann den Humor für sich selbst noch finden oder erlernen. Es lohnt sich, das zumindest zu versuchen, schließlich ist Humor ein wichtiges Werkzeug, um zur Motivation, psychischen Verfassung und dem Gemeinschaftsgefühl der Studierenden (und auch von sich selbst) beizutragen. Natürlich können nicht alle Probleme mit Humor gerichtet oder aufgefangen werden, jedoch kann er selbst in besonders schwierigen Situationen helfen, das nötige Vertrauen aufzubauen, um bestimmte Dinge überhaupt erst anzusprechen.