Games Engineer, Rappbit Games
Gamify your Ausbildung
Gamification ist nichts Neues. Aus der Art und Weise, wie Games gelehrt werden, kannst du aber einiges für deine eigene Medienausbildung ableiten.
05.09.2023
Gamification ist vielen bereits ein Begriff. Dabei geht es darum, spielerische Elemente in spielfremde Kontexte zu übertragen. In Self-help und Fitness-Apps, die eine Form von Verbesserung oder Fortschritt verfolgen, sind Punktewertungen und Belohnungssysteme, wie man sie aus Videospielen kennt, gar nicht mehr wegzudenken.
Der Artikel zeigt dir 7 Punkte und Erkenntnisse aus der Games-Branche, die für deine Medienausbildung hilfreich sein können.
Der Weg in die Games-Branche ist so divers, wie die notwendigen Skills und gelehrten Methoden.
1. Eigenständige Problemlösung und autodidaktisches Aneignen von Skills.
Wer Videospiele selbst "bauen" will, profitiert sehr von einem Informatikstudium oder einer vergleichbaren Ausbildung, zum Beispiel Software Engineering oder Game Design.
Zu den wichtigsten Eigenschaften zählen aber vor allem Autodidaktik und die Fähigkeit, eigenständig nach Lösungen zu suchen. Kleinere Projekte erfordern oft keine Programmierkenntnisse, sodass Tools wie GameMaker oder Unreal genutzt werden können, um einen Einstieg nach eigenem Ermessen zu ermöglichen.
2. Gesunde Selbsteinschätzung, Ausprobieren.
Gamification lädt dazu ein, Dinge einfach mal auszuprobieren. Dafür müssen die Hürden entsprechend niedrig sein. Auch auf den ersten Blick schwierige Aufgaben können so zugängig gemacht werden, wenn in der Ausbildung eine gesunde Selbsteinschätzung vermittelt wird. Deswegen hilft es, zu Beginn diese Fragen zu klären:
- Welche Skills habe ich?
- Welche kann ich mir vielleicht selbst aneignen?
- Wann lohnt es sich, einfach loszulegen?
- Und wann macht es mehr Sinn, sich Wissen anzulesen?
Die Ausbildungsinhalte sollten dann natürlich entsprechend angepasst werden. Eine gute Mischung aus Aufgaben, die ohne viel Einarbeitung angegangen werden können und vertiefende Lektüre ist optimal.
Spielerische Methoden, auch für Einsteiger.
3. Handfestes Spielzeug sorgt für Engagement.
Bereits in der Schule - und auch später in der praktischen Ausbildung - funktionieren Lehrinhalte, die man anfassen kann. Lego Mindstorms ist ein gutes Beispiel für etwas, das schon in jungen Jahren Zugang zu Programmierung, Elektronik und Technik ermöglichen kann. Der Lego Serious Play Facilitator geht einen Schritt weiter und vermittelt Produktentwicklung über die einzigartigen, spielerischen Methoden, die Lego bietet. Abstrakte Prozesse mit plastischen Methoden begreifbar zu machen, ist eine der besten Methoden, schnelle Lernerfolge zu erzielen und das Ganze auch noch mit Spaß zu kombinieren.
4. Interaktive Tools und Simulationen erlauben remoten und sicheren Zugang.
Digitale Tools wie Kahoot machen aus frontalen Vorträgen interaktive Sitzungen, bei denen Wissenstand und Skills der Auszubildenden gleichzeitig abgefragt und erweitert werden kann. Zusätzlich können gerade schwierige, gefährliche oder sehr aufwendige Lehrinhalte über Simulatoren in einem einfachen und gesicherten Raum antrainiert werden. Auch ein gutes Learning schon für die Ausbildung: das gemeinsame Arbeiten von Teams an unterschiedlichen Standorten, wie es in der Entwicklung von Videospielen und generell im Software-Bereich längst üblich ist.
5. Jams - Kurze Sprints, die Ergebnisse liefern.
Game Jams sind ein etablierter Grundpfeiler innerhalb der Games-Branche, vor allem im Indie-Bereich. Die meisten Entwickler:innen - und solche, die es werden wollen - testen ihre eigenen Skills dabei aus oder verfeinern, was sie bereits kennen. Das Prinzip ist denkbar einfach: es gibt eine festgelegte Zeit, in der ein bestimmtes Produkt entstehen muss. Das Wichtigste: das Produkt muss nicht fertig sein. Es muss nicht einmal schön sein. Es kann auch noch ein Konzept sein. Aber durch das klare Ziel und die straffe Zeitvorgabe machen Teilnehmer:innen Erfahrungen, die jede Ausbildung bereichern dürften:
- Kreative Problemlösung unter Zeitdruck
- Schnelles Aneignen von Skills
- Projekt- und Teammanagement
- Kompromisse eingehen, weil Zeit oder Ressourcen fehlen
- Kooperatives Arbeiten, Arbeitsaufteilung
Vor- und Nachteile
6. Gamification muss nicht digital sein.
Wie schon am Beispiel LEGO abzulesen, funktionieren spielerische Elemente auch analog. Leaderboards können auch vor Ort im Office aufgehängt werden, um Meilensteine und Erfolge zu zelebrieren. Analoger Sport kann zur Einteilung in Teams inspirieren, die untereinander Wettkämpfe austragen. Das sorgt nicht nur für einen sportlichen Ehrgeiz, sondern auch für die Vermittlung von Teamwork und das in der gesamten Medienbranche zentrale, kooperative Arbeiten.
7. Vorsicht vor Fallstricken - auf Balance achten!
Wenn es die Plätze 1-3 gibt, muss es zwangsläufig auch einen letzten Platz geben. Das kann demotivieren, vor allem wenn nicht alle Auszubildenden mit den gleichen Skills oder Voraussetzungen starten. Daher ist es wichtig, die spielerischen Elemente und Belohnungen an ein erreichbares Level anzugleichen. Spielerisch heißt immer hin auch Spaß und damit lernt es sich bekanntlich am Besten.
Fazit
Wer nach Inspirationen sucht, um die eigene Ausbildung durch gamifizierte Inhalte aufzuwerten, sollte einen Blick in die Games-Branche werfen. Gamification kann keine klassischen Lehrmethoden ersetzen, sie aber sinnvoll und spielerisch erweitern. Es gibt viele praktische Beispiele, wie diese Erweiterungen die Vermittlung von Skills und Wissen auflockern und manchmal vielleicht auch effizienter gestalten können.
Gerade aber digitale Inhalte ersetzen, auch wenn sie interaktiv sind, niemals den Wert analoger Lehre. Umso wichtiger ist es, in beiden Bereichen auf erprobte Spielmechaniken zu setzen, um den größten Nutzen für die eigene Ausbildung zu gewinnen.