Leiterin Bereich Weiterbildung, Hamburg Media School
So vermeidest du Bias im Bewerbungsprozess!
In unserem Blogartikel besprechen wir die Rolle anonymisierter Bewerbungen für mehr Vielfalt und Chancengleichheit. Das GetOnSet Traineeprogramm zeigt, wie die Praxis erfolgreich umgesetzt wurde und welche Auswirkungen sie auf die Auswahl der besten Talente hat.
02.01.2024

Die Bedeutung anonymisierter Bewerbungen in der Film- und Medienbranche
Die Welt des Films und der Unterhaltungsindustrie zeichnet sich durch die Vielfalt ihrer Stimmen und Talente aus – ein entscheidender Faktor für kreativen Erfolg. Als Leiterin des Traineeprogramms GetOnSet habe ich persönlich erlebt, wie wichtig es ist, diese Vielfalt zu fördern. In deutschen Filmproduktionsfirmen sollte die Praxis der anonymisierten Bewerbungen zunehmend an Bedeutung gewinnen, um sicherzustellen, dass die besten Talente unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit entdeckt werden.
Vielfalt als Schlüssel zum Erfolg
In den letzten Jahren hat die Filmbranche verstärkt den Fokus darauf gelegt, Geschichten aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen. Dies ist nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Vielfältige Teams sind kreativer und sprechen ein breiteres Publikum an. Anonymisierte Bewerbungen ermöglichen es, diskriminierende Vorurteile aus dem Auswahlprozess zu eliminieren und eine echte Chancengleichheit zu schaffen. Die Vermeidung von Vorurteilen In herkömmlichen Bewerbungsverfahren können unbewusste Vorurteile qualifizierte Kandidat:innen aufgrund ihres Namens, Geschlechts oder ihrer Herkunft benachteiligen. Anonymisierte Bewerbungen beseitigen diese Vorurteile, indem sie persönliche Informationen der Bewerber:innen erst gar nicht enthalten. So stehen Qualifikationen und Fähigkeiten im Vordergrund.
Chancengleichheit für alle
Ein weiterer entscheidender Vorteil von anonymisierten Bewerbungen ist die Schaffung von Chancengleichheit. Alle Bewerber:innen haben die gleiche Ausgangsposition, unabhängig von persönlichen Merkmalen. Dies ermöglicht unterrepräsentierten Talenten den Nachweis ihrer Fähigkeiten und den Erfolg in der Branche.

Konkrete Umsetzung in unserem Traineeprogramm GetOnSet
Chancengleichheit ist ein zentrales Anliegen für uns, daher haben wir den Bewerbungsprozess für den zweiten Durchgang des GetOnSet Programms anonymisiert. Die Partnerunternehmen erhielten lediglich anonymisierte Formulare, ohne Informationen zu Geschlecht, Herkunft oder Alter der Bewerber:innen. Erst nach der Auswahl erhielten sie die Kontaktdaten der Interessent:innen, um Vorurteile und Diskriminierung zu vermeiden. Dafür installierten wir eine eigene Bewerbungsseite auf unserer Homepage und fragten persönliche Daten für uns als Betreuungsteam ab, schicken diese aber im ersten Schritt nicht an die Partnerunternehmen. Folgenden Text hatten wir dafür auf der Seite für die Bewerber:innen stehen: „Wir wollen Fairness beim Recruiting fördern. Das geht nur, wenn man Unconscious Bias, also unterbewussten Voreingenommenheit keinen Raum gibt. Dein Geschlecht, Geschlechtsidentität, dein Aussehen, Name und deine Herkunft spielen für uns keine Rolle. Deshalb wird bei uns anonym rekrutiert.
Deine persönlichen Daten fragen wir zwar ab, leiten diese aber nicht an die Unternehmen weiter, die dann die Personalentscheidung treffen. Unter Karriereziele & Motivation kannst du etwas Persönliches von dir mitteilen und schreiben, was dich interessiert oder ausmacht. Achte hier darauf, dass deine Formulierungen nicht zu viel Demografisches verraten. Schließlich geht es bei uns um Chancengleichheit.“ Durch diesen Bewerbungsprozeß haben wir es geschafft deutlich diversere Bewerbungen zu erhalten und auch die Zusammensetzung der Gruppe anders zu gestalten, als beim ersten Durchgang. Zudem bekamen wir von den Interessenten die Rückmeldung, dass sie sich mit diesem Vorgehen sehr wohl und wertgeschätzt gefühlt haben. Auch von Seiten der Partnerunternehmen kam positives Feedback, wenn auch für einige die Vorgehensweise neu und herausfordernd war. So aber wählten Verantwortliche neue und/oder andere Persönlichkeiten als Trainee aus und stellten sich einer neuen Herangehensweise: Raus aus der Komfortzone, rein in ein neues Learning und eine neue Umsetzung!
Zukunftsperspektiven
Filmproduktionsfirmen in Deutschland sollten aktiv Maßnahmen ergreifen, um anonymisierte Bewerbungen in ihre Recruiting-Prozesse zu integrieren. Dies wird nicht nur die Qualität der Talente verbessern, sondern auch das Image der Branche stärken. Die Filmindustrie kann eine Vorbildfunktion übernehmen und dazu beitragen, die Vielfalt in der Gesellschaft widerzuspiegeln.
Fazit
Die Einführung anonymisierter Bewerbungen in Filmproduktionsfirmen in Deutschland ist von entscheidender Bedeutung, um die besten Talente zu gewinnen und eine vielfältige Branche zu schaffen. Die Filmindustrie hat die einzigartige Möglichkeit, Veränderungen anzustoßen und einen Weg für andere Branchen zu ebnen, die nach Chancengleichheit und Vielfalt streben. Anonymisierte Bewerbungen sind der Schlüssel, um die Türen zu einer spannenden Zukunft zu öffnen.