Chefredakteurin, Fränkische Landeszeitung GmbH
Foto: Vanessa Rentz
Bewerbungsgespräch mal anders: Bewerbungsspaziergang
Bewerbungsgespräch – das klingt nach Hemden, die vor Angstschweiß am Rücken kleben, nach zitternden Händen und Antworten mit brüchiger Stimme. Und am Ende wissen beide Seiten nicht viel mehr voneinander, als schon in Stellenausschreibung und Bewerbungsschreiben stand. Doch es geht auch anders…
30.10.2023
Gehen Sie doch mal in den Wald
Es gibt wenige Situationen, in denen Gespräche so offen und tief werden, wie beim gemeinsamen Spazierengehen. Egal, ob der Weg nun in den Wald führt oder über die Felder. Eventuell wird es auch eine kleine Stadtrunde geben. Die Umgebung sorgt für Gesprächsthemen, ohne dass es gleich direkt um die Stelle geht. Die Bewegung macht locker. Es wird auf Augenhöhe geredet und gelacht. Es entsteht ein Miteinander statt des Gegenüber-Sitzens im Konferenzraum.
Lassen Sie die Bewerber:innen wählen
Wie lange der Spaziergang ist und wo er stattfindet, hängt ein bisschen vom Wetter und der Jahreszeit ab. Aber auch von der Vorliebe der Bewerberin oder des Bewerbers. Denn die darf ruhig berücksichtigt werden. Ja, sie sollte es sogar. Die Wahl des Startpunktes und des Weges verrät einiges über den Menschen.
Das beginnt schon bei der Art, wie die Auswahl organisiert wird. Lässt sich der Bewerber gleich auf die Idee vom Spaziergang ein? Fällt die Entscheidung für den Startpunkt schnell und bleibt bestehen oder wird sie mehrfach geändert? Ist die Beschreibung, wie der Startpunkt erreicht werden kann, präzise?
Zum Einstieg ein Kaffee oder Tee
Das ist der Idealfall: Treffen im Café zum Aufwärmen und ersten Vorstellen. Da stören auch etwaige Zuhörer:innen am Nebentisch nicht. Dann gemeinsam Loslaufen. Ein weiterer Vorteil der Runde in der Natur: Es gibt niemanden, der zuhört. Es lässt sich offen alles ansprechen, ohne dass die Vertraulichkeit des Bewerbungsverfahrens gebrochen wird.
Nehmen Sie es locker
Ist das Sitzen im Café so gemütlich, dass keiner mehr Lust zum Laufen hat? Auch okay. Lassen Sie sich von dem leiten, was sich zwischen Ihnen entwickelt. Straffe Tagesordnungen müssen Sie dann, wenn Sie zusammenkommen, im Arbeitsalltag noch oft genug einhalten. Wird die Laufrunde länger als gedacht? Auch kein Problem, einen Zeitpuffer bis zum nächsten Termin sollten Sie so und so mitbringen.
Gönnen Sie sich die Zeit
Klar, Hinfahren, Kaffeetrinken, Laufen, Zurückfahren, da kommt einiges an Zeitaufwand zusammen. Aber die Bindung und das Vertrauen, die im besten Fall durch dieses erste Gespräch entstehen, wiegen das locker wieder auf. Und selbst wenn es nicht klappt, wenn Sie also feststellen, dass die Bewerberin oder der Bewerber nicht zu Ihnen passt oder nicht zu Ihnen will – sich auf diese Art auf andere einzulassen, bereichert in jedem Fall. Und sich im verdichteten Arbeitsalltag, Zeit für eine gute Tasse Kaffee oder Tee und einen Spaziergang an der frischen Luft herauszuschneiden, schadet nie.