Werkstudentin, Start Into Media
5 Ideen, wie du Agiles Arbeiten in deine Ausbildung integrieren kannst
Agiles Arbeiten wirkt oft wie ein Buzzword. Scrum, Sprint, Retro, New Work - was bedeutet das alles und was habe ich als Ausbilder davon? Lies es hier im Blog!
Agiles Arbeiten für die Medienausbildung umsetzen
Agilität wird in Unternehmen immer häufiger eingesetzt. Durch die Umstrukturierung bestehender Prozesse kann die Kommunikation und Effektivität von Teams verbessert werden. Doch auch im Bereich der Ausbildung kann es sich lohnen, agile Arbeitsmethoden in Lehr- und Lernprozesse zu integrieren. Das hat uns Harald Eder von DATEV in unserem Round Table “Agiles Arbeiten in der Berufsausbildung” gezeigt.
Was bedeutet Agiles Arbeiten in der Berufsausbildung eigentlich?
Agiles Arbeiten ist ein Buzzword. Scrum, Sprint, Kanban, Retro, New Work sind nur einige Begriffe, die mit Agilität in Verbindung gebracht werden und das Konzept oft komplizierter erscheinen lassen, als es eigentlich ist. Werden Auszubildende mit diesen abstrakten Begriffen überflutet, können sie damit nur wenig anfangen und sind eher überfordert, so Harald Eder. Wie kann Agilität in Ausbildungssituationen also sinnvoll eingesetzt werden?
Agilität in der Ausbildung bedeutet, dass Auszubildende aktiv am Lernprozess beteiligt werden, etwas erleben können und Feedback geben dürfen. Statt starrer Lernmethoden sollten didaktische Entscheidungen im Moment getroffen und das Lehrangebot fortlaufend angepasst werden. Das ist in der Berufsausbildung und in schnelllebigen Branchen wie der Medienbranche besonders wichtig. Auch individuelles Lernen sollte nicht vernachlässigt werden. Unter den Auszubildenden gibt es unglaublich vielfältige Charaktere, mit unterschiedlichem Hintergrund und verschiedenen Stärken und Schwächen. Es ist sehr wichtig, diese ganz individuell entsprechend zu fordern und fördern.
Das Ziel von Agilität sollte es also sein, eine bleibende Wirkung des Gelernten zu hinterlassen und nicht nur das Bestehen einer Prüfung zu sichern. Als Ausbilder:in solltest du also versuchen, den Auszubildenden Themen so beizubringen, dass sie stolz darauf sind, selbst etwas geleistet zu haben.
Welche Ansätze kannst du nutzen, um Agilität beim Lernen zu integrieren?
1. Flexible Agenda
Bevor du damit beginnst, dein Skript abzuarbeiten, solltest du zuerst deine Auszubildenden fragen, wie gut sie sich mit dem Thema bereits auskennen. Du kannst zum Beispiel Schlagworte in den Raum werfen und schauen, was sie damit verbinden und welches Vorwissen und welche Vorerfahrungen schon vorhanden sind. Entsprechend ihrer individuellen Interpretationen kannst du später auf Inhalte mehr oder weniger ausführlich eingehen. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Agenda nicht für dich zu behalten, sondern immer transparent zu machen, welche Themen anstehen, wo ihr euch gerade befindet und was ihr schon erledigt habt.
2. Gamification
Das Schöne, wenn man mit jungen Menschen arbeitet: Spielerischen Mittel ziehen eigentlich immer. Programmierung beispielsweise lernen sie am besten mit Themen wie Lego, Kniffel oder Mastermind, so Harald Eder. Das sind spielerische Anwendungen, die die meisten bereits aus ihrem Privatleben kennen und die sich sehr gut eignen, um als Einstieg in Themen zu dienen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Lego ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit, um etwas plastisch und mit dreidimensionaler Visualisierung darzustellen. So kannst du theoretisches Wissen ganz leicht erklären und dieses von den Lernenden an einem Praxisbeispiel anwenden lassen. Diese Ansätze lassen sich auch immer mit einem Wettbewerb verbinden, der als zusätzlicher Ansporn dienen kann.
3. Rollentausch
Ein weiterer interessanter Ansatz ist der Rollentausch. Hier gibst du die Kontrolle einfach mal an deine Schützlinge ab und lässt sie eine Unterrichtseinheit zu einem bestimmten Thema entwerfen. Oder du gibst deinen Auszubildenden aus höheren Lehrjahren oder Semestern die Aufgabe, ein Memory-Spiel zu einem bestimmten Thema für andere Jahrgänge zu erstellen. Dadurch wird bestehendes Wissen reaktiviert und du kannst das entstandene Memory als Gamification in anderen Unterrichtseinheiten einbauen.
4. Mix von Arbeitsweisen
Welche Arbeitsweise für die Ausbildung am besten geeignet ist? Ganz klar eine bunte Mischung aus Einzelarbeit, Gruppenarbeit, kurzen Impulsvorträgen und Brainstormings. Eigentlich benötigst du auch keine Powerpoint-Präsentation. Das Wichtigste ist, zur richtigen Zeit die richtige Information mit den Auszubildenden gemeinsam auszuarbeiten und besonders viel Wert auf individuelles Arbeiten zu legen. Als Ausbilder:in solltest du zwar einen Arbeitsauftrag und das Thema vorgeben, die Art und Weise, wie deine Auszubildenden zu ihren Ergebnissen gelangen, kann aber ganz individuell sein.
5. Retroperspektive
Zum Abschluss jeder Unterrichtseinheit lohnt es sich, bei den Auszubildenden nachzufragen, was sie gelernt haben. Dabei geht es nicht darum Wissen abzufragen, sondern darum, was jede:r Einzelne:r für sich mitnimmt bzw. ob seine/ihre Erwartungen erfüllt wurden. Auf ihre Verbesserungsvorschläge solltest du besonderen Wert legen. Harald Eder sagt beispielsweise immer zu seinen Azubis: “Ihr seid meine Kund:innen, ihr seid diejenigen, für die ich das Ganze mache. Ihr entscheidet deswegen auch: Ist das gut so oder soll ich es anpassen?” Indem du das Feedback dann auch wirklich umsetzt, baust du Vertrauen zu deinen Auszubildenden auf und gibst ihnen die Möglichkeit zukünftige Unterrichtseinheit mitzugestalten.
Fazit
Es lohnt sich auf jeden Fall, Agilität in deine Ausbildung zu integrieren. Die Auszubildenden sollten Agilität ganz natürlich und ohne komplizierte Fachbegriffe erleben, die Möglichkeit haben, Feedback zu geben und am kontinuierlichen Verbesserungsprozess mitwirken dürfen. Letztendlich kommt es nämlich nicht auf die Themen an, die du behandeln musst, sondern die Freiheit, wie du diese Themen angehst.